Kochbuch für Joseph Beuys

Die Installation ist eine Antwort auf das 1968 von Beuys geschaffen Multiple „Intuition statt Kochbuch“ zum Thema Kunst im Haushalt. Beuys baute um ein Kochbuch einen Holzkasten, holte anschließend das Kochbuch heraus und schrieb auf den Boden des Kastens „Intuition“. Darunter zeichnete er einen durchgezogenen und einen unterbrochenen Strich. Er wollte zeigen, dass Kochen der Intuition bedarf, symbolisiert durch den durchgezogenen Strich, und der rationale Ansatz des Kochbuchrezeptes (unterbrochene Linie) nur ein Aspekt des Kochens ist. Als Antwort auf das Multiple findet man im Gegensatz zu einen normalen Buch in der Installation keine Worte oder Begrifflichkeiten, sondern „nur“ Formen, Farben, Materialen und Oberflächen. Durchblättert man das Buch, so kann man die Seiten einzeln betrachten als in sich stimmige, statische Bilder, andererseits besteht jedoch ein Dialog von Seite zu Seite, sodass eine Art Weg oder Ablauf entsteht. Dieser Ablauf unterliegt keiner übergeordneten Struktur, sondern vollzieht eine permanente Wandlung. Das Prozesshafte steht im Vordergrund und nicht die Gesetzmäßigkeit. „Prozesse entlassen Strukturen, die keine Systeme sind.“ J. Beuys. Es geht also um eine Durchsetzung des Statischen mit dem Flexiblen, des Dauerhaften mit dem Vorübergehenden. Für Beuys fördert das analytisch-rationale Denken ein Erstarren zu Strukturen und verstopft die Quelle zur Intuition und Imagination. Beuys versteht Wahrheit demnach nicht als etwas Feststehendes und Ewiges, sondern ganz im Gegenteil als etwas ständigem Wandel und fortwährender Überprüfung unterworfes. Beim „Kochbuch für Joseph Beuys“ bedeutet dies eine permanente Umorientierung und Überprüfung der Dialoge zwischen den Seiten. Ist das Buch zum Kreis ausgefaltet, so wird der Ablauf zu einen zyklischen Prozess, was die Notwendigkeit eines permanenten Überprüfens und nicht nur eines vielleicht zeitlich und historisch begrenzten Überprüfens veranschaulicht. Dieser Aspekt des Buches bezieht sich auf Beuys Konzept einer „permanenten Konferenz“ als gesellschaftlichen Plattform des Dialoges.